Die letzte Fraktionssitzung der SPD-Warendorf war von einem besonderen Gastbesuch geprägt. Christian Herweg berichtete den Mitgliedern der Fraktion über ein faszinierendes Vorhaben in Hoetmar. Gemeinsam mit Gunnar Ebers plant er den Bau einer hochmodernen Anlage zur Herstellung von Flüssiggas in der idyllischen Bauerschaft Natarp.

Das Thema Flüssiggas, auch bekannt als LNG, ist seit einiger Zeit in aller Munde, vor allem in Bezug auf die Sicherung der Energieversorgung. In der Regel geht es dabei um Terminals und Tanker. Doch Herweg und Ebers haben eine grüne Alternative im Sinn. Ihr Ziel ist es, LNG zu produzieren, das als umweltfreundlicher Kraftstoff im Lkw-Verkehr den herkömmlichen Diesel ersetzen kann.
Die geplante Anlage ähnelt auf den ersten Blick einer herkömmlichen Biogasanlage, wie sie zahlreich in der Region zu finden ist. Herweg selbst betreibt bereits eine solche Anlage auf seinem Hof und erzeugt damit Strom, der sowohl für seinen eigenen Bedarf als auch für seine Stallungen genutzt wird.
Bei der LNG-Produktion gibt es jedoch entscheidende Unterschiede. Anstatt Mais als Ausgangsstoff zu verwenden, kommen in dieser Anlage ausschließlich Gülle und Mist zum Einsatz. In herkömmlichen Anlagen würde das bei der Vergärung entstehende Gas in einem Motor verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen. Doch Herweg und Ebers haben eine innovative Methode einsetzen. Sie spalten das Gas auf und gewinnen daraus Bio-LNG und Bio-CO2.
Um das Gas flüssig zu machen, wird es in der Anlage mit Stickstoff stark heruntergekühlt. Das resultierende flüssige LNG kann dann transportiert werden, während das CO2 an Brauereien, Gärtnereien und andere Industriezweige geliefert wird, die Verwendung dafür haben.
Das produzierte LNG soll an Tankstellen geliefert werden, wo Lkw damit betankt werden können. Bereits laufen Gespräche mit Mineralölketten, um diese Versorgung sicherzustellen. „Unsere Produktionsmenge könnte beeindruckende 2,6 Millionen Liter Diesel ersetzen“, erklärte Herweg voller Begeisterung.

Ein weiterer Vorteil des Projekts ist die regionale Verwendung der Rohstoffe. Die benötigte Gülle und der Mist sollen aus einem Umkreis von höchstens 25 Kilometern kommen. Die Anlage würde jährlich 46.000 Tonnen verarbeiten, wobei ein besonderer Fokus auf einem geschlossenen Kreislauf liegt. Durch den Prozess wird Kohlenstoff extrahiert und das übrigbleibende Substrat dient als Pflanzennährstoff in flüssiger und fester Form, das wieder in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. „In der Anlage gibt es keinerlei Nährstoffverlust“, betonte Herweg.
Die Kosten für den Bau der Anlage werden auf rund neun Millionen Euro geschätzt. Innerhalb eines Jahres könnte die Produktion bereits starten, vorausgesetzt, die erforderlichen Rahmenbedingungen werden geschaffen. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müsste die Biogasproduktion im Vergleich zur bestehenden Anlage verdoppelt werden und auf 4,6 Millionen Normkubikmeter Biogas ansteigen. Diese Erweiterung erfordert jedoch eine Genehmigung.
Die SPD-Fraktion bedankte sich herzlich bei Christian Herweg für die äußerst interessanten Ausführungen und versprach, die gewonnenen Informationen in die weiteren Beratungen einzubeziehen. Es steht außer Frage, dass dieses wegweisende Projekt ein enormes Potenzial für die Energieversorgung und den Umweltschutz in Warendorf bietet.