Der FN/DOKR Masterplan und die Bedenken der betroffenen Anwohner waren Thema beim aktuellen SPD-Fraktion #vorOrt Termin

Franz-Ludwig Blömker, René Straten (Geschäftsführer FN Finanzen), Markus Scharmann (DOKR-Stützpunktleiter), Michael Gierhake, Alicia Rüsel, Johannes Schöttler (sachkundiger Bürger SPD-Fraktion), Markus Haffke, Simone Lutz, Karsten Gruhn, Andreas Hornung, Andrea Kleene-Erke Bild: Karsten Gruhn

Ein eigenes Bild machen

„Es ist immer gut, sich vor Ort ein direktes Bild zu machen und beide Seiten zu hören. Wir haben viele wertvolle Informationen aus beiden Gesprächen mit der FN sowie den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern erhalten“, fasste die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Kleene-Erke den „SPD vor Ort“-Termin bei der FN und die anschließende Zusammenkunft mit betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern an der Tönneburg zusammen. Bereits in der letzten Fraktionssitzung wurde intensiv in der Fraktion über das sich aktuell bis zum 05.10. in der Offenlage befindende Bauleitplanungsverfahren diskutiert, dem der „Masterplan“ von FN/DOKR zugrunde liegt. Alicia Rüsel, neue sachkundige Bürgerin in der SPD-Fraktion und selbst Anwohnerin im Süden des DOKR-Areals, machte in der Fraktionssitzung auf die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner aufmerksam.

 

Der FN/DOKR Masterplan

Am Freitag startete die SPD-Fraktion ihren Vor-Ort-Termin bei der FN. Hier erläuterten René Straten, Geschäftsführer FN-Finanzen, und Markus Scharmann, DOKR-Stützpunktleiter, vor Ort den in der öffentlichen Diskussion stehenden Masterplan, in dessen Zuge sich aktuell Änderungen im Flächennutzungsplan und Bebauungsplan in der Offenlage und Bürgerbeteiligung befinden. Zu Beginn betonten sie, dass ihnen bewusst sei, dass der FN die frühzeitige Kommunikation ihres Planes und die Einbeziehung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger nicht gut gelungen sei und man hier Besserung gelobe. Bestandteile des Masterplans sind der Bau neuer Pferdeboxen, da 42 der bestehenden Boxen in ihrer Größe nicht mehr der Norm entsprechen. Außerdem bestehe, so Straten und Scharmann, zusätzlicher Platzbedarf für den Auslauf von 82 Pferden. Weiterhin sei der Bau einer neuen Heizungsanlage in der Planung, hier sei man mit den Stadtwerken und der DEULA bzgl. eines Fernwärmenetzes im Gespräch. Auch würde man, so Scharmann weiter, weiterhin an der alternativen Planung einer Pferdemistverbrennungsanlage festhalten, auch wenn aktuell noch das Bundesimmissionsschutzgesetz dagegenspreche; hier gebe es jedoch vorsichtige positive Signale im Hinblick auf eine EU-Richtlinie, die eine derartige Anlage anders als derzeit noch das deutsche Recht erlauben würde. Diese Heizungsanlage sei auch ein Grund für die jetzt anstehenden Änderungen der Bauleitplanung.

Der Knackpunkt der Planungen und Auslöser des Protestes der Anwohnerinnen und Anwohner an der Tönneburg, so wurde bei der anschließenden Begehung des Areals deutlich, sind aber die für 2026/2027 geplante 70 mal 100 Meter große Reitanlage und deren aktuell dafür vorgesehener Standort.  Hier würden, so wurde den SPD-Fraktionsmitgliedern schnell klar, neben einem teilweise bereits abgestorbenen Nadelwaldbereich auch viele Jahrzehnte alte Eichen und Buchen, also ein zum Klimaschutz wertvoller Laubwald, der neuen Reitanlage weichen müssen. Bei der Besichtigung wurden auch alternative Flächen an der Grenze zur DEULA und dem Wall zur betroffenen Nachbarschaft in Augenschein genommen, die mit einem deutlich geringeren Eingriff in wertvollen Baumbestand, nämlich in eine bereits teilgerodete Nadelwaldfläche, verbunden wären. Auch nahm Franz-Ludwig Blömker, SPD-Ratsherr aus Einen-Müssingen, weitere Flächen außerhalb des Geländes in den Blick und brachte die Idee ein, zu prüfen, ob nicht weitere Flächen im Norden gepachtet oder erworben werden könnten, um dort vielleicht auch im Ringtausch mit den bisherigen Weideflächen einen möglichen neuen Standort zu finden. Auch könnte man hierbei, so Blömker weiter, die aktuelle Ausgleichsfläche in Gröblingen mit einbeziehen.

 

Michael Gierhake, René Straten, Simone Lutz, Johannes Schöttler, Andreas Hornung, Markus Haffke, Alicia Rüsel, Markus Scharmann, Franz-Ludwig Blömker, Karsten Gruhn, Andrea Kleene-Erke Bild: Karsten Gruhn

 

„Wir sind uns der besonderen Bedeutung des Reitsports und der FN/des DOKR für die Stadt Warendorf bewusst und wir möchten diese in Ihren Bemühungen unterstützen“, so Kleene-Erke zum Abschluss des ersten Besuchsteils, der von allen Beteiligten als sehr informativer und gelungener Austausch empfunden wurde.  „Gleichzeitig ist es uns als SPD-Fraktion sehr wichtig, nach einvernehmlichen und tragfähigen Lösungen für beide Seiten, für die FN ebenso wie für die Anwohnerinnen und Anwohner, zu suchen, die das Entwicklungspotential des einzigen deutschen olympischen Pferdeleistungssportzentrums einerseits und die Interessen des Klimaschutzes und guter Nachbarschaft andererseits in einen angemessenen Ausgleich bringen.“

 

Befürchtungen der Nachbarschaft

Mit diesen Eindrücken machte sich die SPD-Fraktion auf den Weg zum zweiten Besuchsteil und traf sich bei Familie Rüsel mit einem guten halben Dutzend betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern des Wohngebiets An der Tönneburg. Wolfgang Rüsel machte noch einmal die Kritikpunkte und Befürchtungen der Nachbarschaft deutlich. Es komme immer wieder zu unangekündigten Rodungen von Bäumen, jüngst in Folge des Baus des neuen Funkmastes, mit der jetzt in Angriff genommenen Planung befürchte man einen großen Eingriff in die intakte Natur. Andreas Hornung, Sprecher der SPD-Fraktion im zuständigen Stadtentwicklungsausschuss, konnte Befürchtungen, dass der möglichen Planung und Umsetzung eines Reitplatzes weitere Anlagen folgen könnten, ein Stück weit entkräften. „Der in der Offenlage befindliche Bebauungsplan sieht gegenüber dem derzeitigen Bestand nur eine neue, hellgrün eingezeichnete Reitanlage an der in Streit stehenden Stelle vor. Demgegenüber hat der Plan anders als die bisherige Bauleitplanung den Vorteil, dass die Waldflächen nunmehr in dunkelgrün auch ausschließlich für diese Nutzung im Plan ausgewiesen werden sollen, so dass für diese Flächen sogar mehr Schutz bestehen würde als vorher“, erläuterte Hornung den Anwohnerinnen und Anwohnern.

Der Bau von weiteren Anlagen wäre wiederum nur durch eine erneute Bebauungsplanänderung möglich, die derzeit offenbar weder von FN/DOKR beabsichtigt sei und für die ein neues umfassendes Bauleitplanverfahren in Verwaltung, Ausschüssen und Rat erforderlich wäre. Auch hier waren sich alle Beteiligten einig, Knackpunkt ist der geplante Standort der Reitanlage. Wolfgang Rüsel berichtete wie zuvor René Straten und Markus Scharmann von dem konstruktiven Austausch von rund 30 Anwohnerinnen und Anwohnern mit DOKR/FN, dem ein zweites Gespräch in kleiner Runde folgen soll. Und er machte klar: „Wir sind keine Verhinderer, uns ist der Stellenwert von FN/DOKR und Bundeschampionaten für Warendorf klar. Aber wir möchten eine Lösung, mit der auch wir gut leben können.“

 

Markus Haffke (Ratsherr), Sven Wendel (Nachbar), Dirk Hoff (Nachbar), Karsten Gruhn (Sachkundiger Bürger und Öffentlichkeitsbeauftragter im Fraktionsvorstand), Michael Gierhake (Ratsherr und stellv. Fraktionsvorsitzender aus Freckenhorst), Simone Lutz (Ratsfrau und stellv. Fraktionsvorsitzende), Wolfgang Rüsel (Nachbar), Alicia Rüsel (sachkundige Bürgerin in der SPD-Fraktion), Franz-Ludwig Blömker (Ratsherr aus Einen und stellv. Landrat), Andrea Kleene-Erke (Fraktionsvorsitzende), Andreas Hornung (Ratsherr und SPD-Sprecher im Stadtentwicklungsausschuss) Bild: Karsten Gruhn

 

Die Nachbarinnen und Nachbarn kündigten an, sich in den kommenden Tagen untereinander in Bezug auf mögliche Kompromisslinien abzustimmen, bevor eine kleinere Delegation von ihnen in den weiteren Austausch mit den Vertretern der FN geht. Die Mitglieder der SPD-Fraktion schlugen vor, dass die Anwohnerinnen und Anwohner neben ihren bereits erfolgten schriftlichen Einwendungen gegen die beabsichtigte Planung in weiteren Eingaben auch unter ihnen zuvor abgestimmte konkrete Alternativvorschläge wie die oben näher dargelegten unterbreiten könnten, damit auch diese in den nach dem Ende der Offenlage folgenden förmlichen Abwägungsprozess Eingang finden können, bevor abschließend Stadtentwicklungsausschuss und Rat das letzte Wort haben.

Zum Abschluss waren sich alle Beteiligten auch hier einig, dass dies ein für alle Seiten sehr informativer und wertvoller Austausch gewesen ist und man ebenso wie mit der FN in engem Austausch bleiben wird.