Zum Leserbrief der CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Ulla Kindler nehme ich in gleicher Kürze Stellung:
Auch wir sind überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger eine faire, sachlich-inhaltliche Wahlwerbung wünschen. Dazu haben wir mit dem Leserbrief von Franz-Ludwig Blömker, der bewusst und wiederholt unrichtige Darstellungen von Bürgermeister Linke in beiden Livedebatten sowie im Wahlflyer der CDU fachlich richtiggestellt hat, einen Beitrag geleistet. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Und wer seinem von den meisten MitbürgerInnen in allen Ortsteilen noch immer hochgeschätzten Amtsvorgänger permanent jegliche Erfolge für unsere Stadt in dessen Amtszeit abspricht, muss sich nicht wundern, wenn diesem nach langem zähneknirschenden Schweigen doch noch die Hutschnur platzt.
Andreas Hornung
Vorsitzender SPD-Stadtverband Warendorf
(Leserbrief von Franz-Ludwig Blömker vom 05.09.2020)
Die Geschmäcker sind ja wohl verschieden, ob Mode, Essen und Trinken, Lebensstil oder mehr, auch in politischen Ansichten. Gut so! Gut, dass wir verschieden sind – und es sein dürfen, in einer pluralen, weltoffenen Gesellschaft! Auch im Wahlwettbewerb darf das nicht in Frage stehen, aber gibt es da auch Grenzen des (guten) Geschmacks? Darf alles gesagt werden, ohne dass Widerspruch gleich als Parteiengezänk gilt? Muss jede Backe hingehalten werden, weil Dünnhäutigkeit nicht zu Wahl-Kampf passt? Die „Elefantenrunde“ in Freckenhorst steht da nicht im Verdacht, aber – bei aller Achtung für die sehr gute Moderation – etwas Raum und Zeit für ein Streitgespräch der Bürgermeisterkandidaten hätte der fraglos respektvoll untereinander geführten Vorstellung wohl nicht geschadet.
Und doch hat Amtsinhaber Axel Linke für mich einigen Respekt vermissen lassen. Vor fünf Jahren hätten die Ortsteile noch „null Perspektive“ gehabt. „Großmannssucht“ ist es wohl nicht nur mir sauer aufgestoßen, dass er bei seinem Amtsantritt quasi ganze Halden an Versäumnissen aus den letzten Jahrzehnten vorgefunden haben will – und alles, was heute erreicht ist, nur seine Leistung sei. Geht‘s noch, Herr Linke? In Einzelheiten das tatsächlich Gegenteilige hier darzustellen, fehlt der Raum. Faktencheck? Gerne! Das darf auch der Bürgermeister anbieten!
Aber es geht um mehr: Gerade unsere Ortsteile leben vom Engagement der Menschen, ob hier in Einen-Müssingen, in Freckenhorst, Hoetmar oder Milte. Oft genug ist das gewürdigt worden, von Bürgermeistern und Landräten, mit Auszeichnungen als „Gold-Dorf“ für Hoetmar und Einen-Müssingen, auch mit dem Robert-Jungk-Zukunftspreis NRW für Einen-Müssinen und für Milte. Bei Orts- und Dorfentwicklungskonzepten hat die Bürgerschaft ebenso lebhaft, kreativ und zukunftsorientiert mitgearbeitet. Von den vielen Vereinen, die allen unseren Orten Lebenswert und Zukunft geben, ganz zu schweigen. Ein ehrenamtliches Engagement, das der Verein „Pro Bad“ für das Freckenhorster Lehrschwimmbad leider nicht länger leisten durfte. Bürgermeister Linke will den Ortsteilen dagegen jetzt attestieren, bei seinem Amtsantritt „null Perspektive“ gehabt zu haben.
Darum geht‘s nicht? Doch, auch darum, denn das Lebens- und Selbstwertgefühl der Menschen in unseren tatsächlich doch sehr vitalen und zukunftsorientierten Orten wird vom Bürgermeister leichtfertig in Frage gestellt. Das nenne ich respektlos. Und man darf es noch deutlicher kritisieren, geht es Herrn Linke doch nur um seinen persönlichen Wahl-Vorteil.
Und dreist ist es obendrein, auch wenn es nur um die von allen Ortsteilen gewollte Siedlungsentwicklung gehen soll. In aller Kürze wenige Anmerkungen dazu: Bürgermeister Linke hat in seinen fünf Amtsjahren keinen einzigen fertigen Bebauungsplan in Milte, Einen und Müssingen vorzuweisen. In allen drei Siedlungsbereichen hat er wohl Verfahren formell an den Start gebracht, wovon er aber mehrere Planentwürfe in Milte, Einen und Müssingen nach vergeblichen Jahren ganz begraben oder neu aufstellen lassen musste. Sein Amtsvorgänger Jochen Walter, dem Herr Linke quasi Erfolglosigkeit vorwirft, hat dagegen nach 2 1/2 Jahren im Amt ein neues Baugebiet in Einen zur Erschließungsreife gebracht und in seiner Amtszeit auch für weitere Baugebiete in Einen, Milte und Müssingen die Pläne mit vorbereitet und mit der Bezirksregierung so weit abgestimmt, dass Herr Linke sie fortführen konnte. Alles im Bürgerinformationssystem der Stadtverwaltung nachzulesen, das es übrigens auch schon aus der Zeit von Bürgermeister a. D. Jochen Walter gibt – wie auch Initiativen für schnelles Internet.
Respektlos nenne ich das noch einmal: gegenüber Amtsvorgänger, gegenüber dem Personal der Stadtverwaltung, das Herr Linke kooperativ zu führen vorgibt, respektlos nicht zuletzt gegenüber den Rats- und Ausschussmitgliedern, die an all den Aufgaben nicht minder mitarbeiten, und zwar ehrenamtlich. Und wenn die Kolleginnen und Kollegen in der CDU ehrlich sind, dürfte auch ihnen der „Kamm schwillen“, wenn man sich allein die zahlreichen Erfolgsberichte ansieht, die von der CDU in Versammlungen, Presseberichten und Infoblättern verbreitet wurden – wohlgemerkt: Erfolgsberichte aus der Zeit vor Herrn Linke!
Aber die CDU scheint eh andere Wertmaßstäbe zu haben, wenn man die jüngste Wahlwerbung mit oder für Landrat Dr. Gericke sieht: „Alle guten Stimmen für die CDU“ ruft der Landrat darin aus. Wie bitte? Gibt‘s jetzt gute und schlechte Stimmen? Gute und schlechte Bürgerinnen und Bürger womöglich auch? Dann müssen wir uns wohl nicht wundern, wenn sich mehr auch als Wut-Bürger sehen! Halblang machen und unter Wahl-Kampf abtun? Für mich nicht – Respekt bitte!
Franz-Ludwig Blömker