Sozialer Wohnungsbau – Infoveranstaltung in der Warendorfer Innenstadt

An diesem Donnerstag tagt der Sozialausschuss der Stadt Warendorf und befasst sich u. a. mit dem Antrag der SPD zur strategischen Förderung sozialen und bezahlbaren Wohnraums. Um die Öffentlichkeit auf die Dringlichkeit dieses Themas aufmerksam zu machen, organisierte die Warendorfer SPD jetzt einen Infostand in der Innenstadt. Die Mitglieder verteilten ein Flugblatt mit den wichtigsten Informationen zum Stand des sozialen Wohnungbaus in Warendorf und baten die Passanten mit vier Multiple-Choice-Fragen auf einer Flipchart um ihre Einschätzung zu dem Thema. Großes Erstaunen löste dabei aus, dass in Warendorf nur noch 518 Sozialwohnungen dem Bedarf von mindestens rund 3000 zum Wohnberechtigungsschein befugten Haushalten gegenüberstehen, zu denen längst nicht nur Sozialleistungsbezieher gehören. So wussten nur wenige Bürgerinnen und Bürger, dass z. B. eine Familie mit zwei Kindern noch bis zu einem Haushaltsbruttojahreseinkommen von rund 52000 € berechtigt ist, das günstigere Mieten im sozialen Wohnungsbau in Anspruch zu nehmen. Solche Familien sind angesichts der Entwicklung der Grundstücks- und Mietpreise auf dem freien Wohnungsmarkt ebenso wie Rentner und geringverdienende Alleinstehende dringend auf ausreichenden preisgebundenen Wohnraum angewiesen. „Die ersten öffentlich geäußerten Signale deuten leider darauf hin, dass sich die CDU-Fraktion schwer tut mit dem dringend erforderlichen Neubeginn im sozialen Wohnungsbau“, stellte Andrea Kleene-Erke, Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion (auf dem Foto links), fest. „Es wird behauptet, wir wollten im geplanten Wohngebiet In de Brinke am Milter Kreisel bis zu 50 % der Wohnfläche dem sozialen Wohnungsbau vorbehalten. Wer unseren Antrag an den Rat liest, ist klar im Vorteil: Bisher sind lediglich rund 13 % der Gesamtwohneinheiten, nämlich 30 % der Mehrfamilienhäuser, für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen. Wir setzen uns dafür ein, dass 50 % der Wohneinheiten in den Mehrfamilienhäusern für den sozialen Wohnungsbau geplant werden. Nach Adam Riese sind das gerade einmal gut 20 % der gesamten Wohneinheiten“, so Kleene-Erke weiter. Nach der öffentlichen Vorlage der Stadtverwaltung für den Sozialausschuss würde der SPD-Antrag in dem Wohngebiet in de Brinke mit insgesamt zwischen 450 und 500 geplanten Wohneinheiten zu einer Steigerung von bis zu 56 auf bis zu 95 Sozialwohnungen in den kommenden rund fünf Jahren führen. „Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Warendorf ist eine Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge, die seit Jahrzehnten sträflich vernachlässigt worden ist. Die Zahl der Sozialwohnungen ist in den letzten 20 Jahren drastisch von fast 800 auf jetzt nur noch 518 Wohneinheiten gesunken und wird es ohne konsequentes Gegensteuern in den nächsten 10 Jahren weiter tun“, betonte SPD-Ratsherr Bernhard Ossege (auf dem Foto rechts). „Wenn wir bis 2027 wieder auf den Bestand der Sozialwohnungen im Jahre 2012 kommen wollen, müssen in weniger als 10 Jahren 300 neue Sozialwohnungen gebaut werden. Besonders kleine Sozialwohnungen werden benötigt, auch für Seniorinnen und Senioren – altengerecht und bezahlbar – sowie für Alleinerziehende mit Kindern. Sozialwohnungen und frei finanzierte Wohnungen kann es durchaus als Mischung im selben Haus geben“, so Ossege weiter. Die Gegenargumente ziehen aus Sicht der SPD nicht: So wird behauptet, es gebe angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase nicht genügend Investoren für den aus Vermietersicht nicht lukrativen sozialen Wohnungsbau. Die Wohnungsgenossenschaft Warendorf hat jedoch mittlerweile ihre Bereitschaft erklärt, alle mehr als 90 Sozialwohnungen im Baugebiet In de Brinke, die sich bei einem 50%-Anteil ergeben, zu bauen. Außerdem kann bei 20 % Wohneinheiten in dem gesamten Wohngebiet und einem zum sozialen Wohnen berechtigenden Jahresbruttoeinkommen Alleinstehender von bis zu rund 20.500 € und eines vierköpfigen Haushalts von bis zu rund 52000 € von der befürchteten „Ghettoisierung“ nun wirklich keine Rede sein.